Erdmann & Rossi – einmalig

Es war schon immer etwas Besonderes, einen Erdmann & Rossi zu fahren. Ein individuell nur für seinen Erwerber gestaltetes Auto, unverwechselbar und einzigartig. Ein Fahrzeug wie eine Skulptur.

Mercedes 10/20 HP Erdmann & Rossi, 1912
Mercedes 10/20 HP Erdmann & Rossi, 1912

Die frühen Jahre

Vermutlich schon 1897 eröffnete Willi Erdmann in der Berliner Luisenstraße einen Karosseriebaubetrieb für Kutschen. 1906 trat Eduard Rossi in das schon blühende Unternehmen ein. Rossi stammte aus der Automobilbranche, und so entschlossen sich Erdmann & Rossi, statt Kutschwagen künftig Karosserien für Kraftfahrzeuge zu bauen. Der Betrieb zog in die Linienstraße 139-140 in Berlin-Mitte. 1909 verunglückte Rossi tödlich. Erdmann gab das Unternehmen in die Hände seines Chefbuchhalters Friedrich Peters. Dieser prägte rund 30 Jahre lang die Geschicke von Erdmann & Rossi.

Das Unternehmen spezialisierte sich nun zunehmend auf die Modifikation und den Bau von Karosserien bekannter Luxus-Automobilhersteller wie beispielsweise Benz, Daimler oder Hispano-Suiza. Bereits 1912 wurde Erdmann & Rossi Hoflieferant des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, wenig später auch des Grafen zu Schwerin. Kaiser Wilhelm II. bestellte regelmäßig Fahrzeuge bei Erdmann & Rossi. Dabei handelte es sich zumeist um Staatsgeschenke wie beispielsweise den legendären „Torpedo-Wagen“ für den türkischen Kriegsminister Enver Pascha.

Nach dem ersten Weltkrieg

Nach 1918 erweiterte Erdmann & Rossi sein Spektrum auf Karosserien für Fahrzeuge wie Rolls-Royce, Bentley, Horch, Bugatti, BMW u.a. Jahr für Jahr stellte man auf der Automobil-Ausstellung am Berliner Kaiserdamm aus. Der Tradition des Hauses entsprechend wurden stets Luxuswagen präsentiert, zumeist mit sportlicher Note, darunter viele Coupés und Cabriolets. Mitte der 20er Jahre bezog Erdmann & Rossi ein neu gebautes Produktionsgelände in einer Seitenstraße des Berliner Kurfürstendamms. Die von Erdmann & Rossi gestalteten Karosserien wurden mit einer charakteristischen Plakette versehen, die sich im Regelfall hinter dem Ansatz der vorderen Kotflügel befindet. Die wirtschaftlichen Turbulenzen der 20er Jahre überlebten nur wenige Karosseriebauer. Erdmann & Rossi hatten aufgrund ihrer betuchten Klientel und der überragenden Qualität ihrer Fahrzeuge jedoch keine wirtschaftlichen Probleme. Im Gegenteil: 1933 wurde der ebenfalls angesehene Berliner Karosseriebauer Jos. Neuss übernommen, somit auch dessen erlesener Kundenkreis, zu dem die Reichsregierung zählte. Erdmann & Rossi hatte nun rund 250 Mitarbeiter. Zu den Angestellten der übernommenen Gesellschaft zählte ein junger Mann, der Erdmann & Rossi prägen sollte wie kein zweiter: der Karosseriebauer Johannes Beeskow.

Erdmann & Rossi-Plakette der 1920er und 30er Jahre
Erdmann & Rossi-Plakette der 1920er und 30er Jahre
Erdmann & Rossi Stromlinienwagen, Automobilausstellung 1933, Kühlerstandarte
Erdmann & Rossi Stromlinienwagen, Automobilausstellung 1933, Kühlerstandarte

Paukenschlag auf der IAA

Schon eine von Beeskows ersten Ideen für Erdmann & Rossi wurde zur Sensation. Auf seine Anregung hin stellte Erdmann & Rossi 1933 auf der nun „Internationale Automobil- und Motorrad-Ausstellung“ genannten Berliner Messe eines der ersten straßentauglichen Mittelklasse-Stromlinienfahrzeuge der Welt aus. Als Basis diente ein Mercedes-Benz Typ 170.

Der im Innenraum mit moosgrünem Leder bezogene, altgold-metallicfarbene Wagen erregte die Gemüter: Begeisterte Zustimmung und schroffe Ablehnung wechselten einander ab. Mercedes-Benz verlangte, den Mercedes-Stern vom Kühler zu entfernen. Binnen weniger Stunden entwarf und fertigte Erdmann & Rossi ein eigenes Emblem.

Blütezeit des Unternehmens

Das seinerzeit gestaltete Zeichen bildete die Grundlage und Inspiration für die heutige Bildmarke „Erdmann & Rossi“ der Automobile Erdmann & Rossi KG. Erdmann & Rossi war nun endgültig als einer der führenden Karosseriebauer der Welt etabliert. In den 30er-Jahren bis Anfang der 40er-Jahre wurde Erdmann & Rossi dank der Gestaltung und Perfektion seiner Karosserien zur Legende. Das Unternehmen prägte maßgeblich den deutschen Sporttourenwagenstil der 30er Jahre. Erdmann & Rossi verarbeitete Enflüsse des Art Deco, aber auch des Bauhauses. Unverkennbar sind auch Anregungen, die der Karosseriebauer aus dem britischen Sportwagenbau bezog.

Erdmann & Rossi Plakette der 1930er-Jahre, mit Hinweis auf die übernommene Firma Jos. Neuss
Erdmann & Rossi Plakette der 1930er-Jahre, mit Hinweis auf die übernommene Firma Jos. Neuss

Erdmann & Rossi – Die Kunden

Mitglieder des Hochadels, bekannte Unternehmer, Filmschauspieler und Politiker fuhren Erdmann & Rossi Fahrzeuge. Wilhelm von Hohenzollern, deutscher Kronprinz, Prinz Bernhard der Niederlande, Graf Peter Radolin, Prinz Max zu Schaumburg-Lippe, Ghazi I., König des Irak, Mitglieder der deutschen Reichsregierung, die Rennfahrer Rudolf Carraciola und Bernd Rosemeyer, die Schauspieler Emil Jannings und Gustav Fröhlich, Unternehmer wie Heinkel, von Siemens oder Polensky waren Erdmann & Rossi-Kunden.

Der deutschstämmige Prinz Bernhard, Gemahl der späteren niederländischen Königin Juliana, erhielt sein Erdmann & Rossi-Cabriolet auf dem Fahrgestell eines Maybach DS 8 als Hochzeitsgeschenk von der damaligen Königin Wilhelmina im Jahr 1937. Zahlreiche Fotos zeigen Bernhard bei offiziellen Anlässen in seinem Maybach. Der damals populäre Rennfahrer Rosemeyer machte genaue Vorgaben für sein fischsilbernes Horch 853-Stromliniencoupé. Er gab es am 28.07.1937 unter Kommissionsnummer 3001 in Auftrag.

Bernd Rosemeyer vor seinem Horch 853 Coupé Erdmann & Rossi, 1937
Bernd Rosemeyer vor seinem Horch 853 Coupé Erdmann & Rossi, 1937

Einzigartig aus Prinzip

Bei Erdmann & Rossi-Fahrzeugen handelte es sich zumeist um teure Einzelstücke, die ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Erwerbers zugeschnitten waren. Jedoch ging Erdmann & Rossi Ende der 1930er Jahre dazu über, auch Fahrzeuge in Kleinstserien herzustellen.

Die von Erdmann & Rossi karossierten Automobile bestechen durch ihre Eleganz und die Qualität der Verarbeitung. Die Entwürfe aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg waren geprägt durch die individuellen Wünsche der Kunden, lassen aber bereits eine eigenständige Linienführung erkennen. Hinzu kommen die für die damalige Zeit außerordentliche Expertise im Bereich der Gestaltung und Verarbeitung von Cabriolet-Verdecken, der Versteifung von Aufbauten der Karosserie und der Stahlblechverarbeitung.

Die berühmten „fließenden Linien“ von Erdmann & Rossi prägen schon die Designentwürfe der 20er Jahre. Für einen charakteristischen Stil sorgen vielfach auch Sonder- und Mehrfarblackierungen, die für die damalige Zeit außergewöhnlich waren. Mit dem Eintritt von Johannes Beeskow 1933 gewinnt Erdmann & Rossi weiter an Profil. Die Entwürfe verleihen auch schweren Fahrzeugen eine einzigartige Leichtigkeit und niedrigere Luftwiderstandsbeiwerte. Erdmann & Rossi gestalten zudem luxuriöses Interieur für Flugzeuge, beispielsweise für die Junkers Ju 52 und die Focke-Wulf FW 200. Immer wieder greift Erdmann & Rossi Anregungen aus dem Flugzeugbau auf, sowohl bei dem verwendeten Material (Aluminium) als auch in der Konstruktion (Windbremsen). Charakteristisch sind auch die von Erdmann & Rossi gestalteten Türgriffe und die geringen Spaltmaße.

Rolls-Royce Wraith Erdmann & Rossi, 1939
Erdmann & Rossi Rolls-Royce Wraith (1939)
Entwurf 1938
Entwurf 1938

Es dürfte in den Jahrzehnten zwischen 1906 und 1949 nicht mehr als 700 von Erdmann & Rossi vollständig selbst gestaltete und realisierte Karosserien gegeben haben. Diese Grobschätzung beruht auf gesicherten Zahlen aus den Jahren 1938 und 1939, in denen Erdmann & Rossi nachweislich jeweils etwa 100 Karosserien produzierte. Ebenfalls nach einer Grobschätzung sind heute noch etwa 10 % der Fahrzeuge mit originaler Erdmann & Rossi Karosserie erhalten.

Nach dem zweiten Weltkrieg

1943 wurden die Produktionsanlagen von Erdmann & Rossi in Berlin-Halensee bei Bombardements schwer beschädigt. An eine Fortsetzung des Baus von Luxuskarossen war danach nicht mehr zu denken. Nach dem Krieg stellte das sowjetische Oberkommando Erdmann & Rossi in Dienst, vorrangig zu dem Zweck, die von der Roten Armee beschlagnahmten Fahrzeuge zu reparieren. Dennoch versuchte Erdmann & Rossi nach dem Krieg einen Neustart. Auf der Berliner Automobilausstellung 1949 präsentierte man einen Maybach SW 42 mit schwarzer Erdmann & Rossi Cabriolet-Karosserie. Doch die Zeiten hatten sich gewandelt. Für individuelle Luxuskarossen im Premium-Bereich gab es keinen hinreichend großen Markt mehr. Erdmann & Rossi stellte den Individualkarosseriebau ein.

Erdmann & Rossi heute

2011 beschloss ein kleines Team von Enthusiasten, Erdmann & Rossi nach 62 Jahren wieder im Karosseriebau zu etablieren und zu diesem Zweck erstmals die Marke „Erdmann & Rossi“ eintragen und in vielen Staaten der Welt schützen zu lassen. Seither ist das Interesse an Fahrzeugen mit Karosserien von Erdmann & Rossi stetig gewachsen.

Automobile Erdmann & Rossi

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